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kaernten.orf.at [02.11.07]
Ausstellung und Kolloquium zum Fasching
In Kärnten ist Fasching eine "ernste Sache": In Friesach beschäftigt sich ein dreitägiges Universitätskolloquium mit dem Thema "Das Königreich der Narren. Fasching im Mittelalter". Am 11.11. eröffnet Reinhard Eberhart seine eigene Faschings-Landessausstellung.
Alle Facetten beleuchten
Bei der bis zum Aschermittwoch 2008 dauernden Ausstellung in Österreichs Faschingsmetropole Villach (bzw. St. Ruprecht, wo das Musem von Reinhard Eberhart stehte), werden alle Facetten des sogenannten närrischen Treibens vermittelt, sowohl aus historischer als auch aus aktueller Sicht. Schwerpunkt ist das Jubiläum "25 Jahre Faschingszeitungen in Kärnten", breiter Raum wird auch dem Brauch des Faschingsweckens gewidmet.
Aufbereitung mit professioneller Hilfe
Für die historischen Recherchen und die wissenschaftliche Aufbereitung der Ausstellung zeichnet der Vorstand des Geschichteinstituts der Klagenfurter Uni, Johannes Grabmayer, verantwortlich. Die Anfänge dieses Kultes reichen rund 5.000 Jahre zurück, und zwar in die Zeit der Sumerer im Land zwischen Euphrat und Tigris. Der Fasching in Kärnten wurde erstmals am 14. Oktober 1360 urkundlich erwähnt, ab 1638 war es Brauch, zu dieser Zeit an Bedürftige Krapfen zu verteilen.
Die Obrigkeit wollte das bunte Treiben nicht
Immer wieder tauchen in Original-Aufzeichnungen Nachweise auf, dass es der Obrigkeit nicht gefiel, wenn das einfache Volk dem bunten Treiben freien Lauf ließ. So wurden in Villach im Jahre 1655 fünf Personen straffällig, weil sie am Faschingssonntag "in die Maschkerada gangen", sprich verkleidet umherzogen. Alle historischen Unterlagen wurden für die Landesausstellung zu einem Dokumentarfilm verarbeitet sowie mit eigenen Filmen von Veranstaltungen und ORF-Archivmaterial angereichert.
Geschichten und Fotos aus 25 Jahren
Im Rahmen der Ausstellung werden auf großen Fahnen die lustigsten Geschichten und Fotos der Faschingszeitungen der vergangenen 25 Jahre gezeigt. Dabei werden, wie der Ausstellungsleiter und "Faschingsgeneralintendant" Eberhart verrät, auch die hellseherischen Fähigkeiten des alljährlich erscheinenden Blattes unter Beweis gestellt.
So stand zum Beispiel 1993 auf der Titelseite: "Haider tritt aus der FPÖ aus". Im betreffenden Artikel war zu lesen, dass er eine neue Partei gründen werde. Im Jahre 2003 wurde sogar die Parteifarbe vorhergesagt, und zwar orange. Wie bekannt, hat sich all dies bewahrheitet.
Beleidigt war kaum jemand
Im Jahr 1988 titelte die Faschingszeitung in fetten Lettern: "Erwin Frühbauer in Haft". Auf Seite 3 erschien auch gleich die Entgegnung: Das Foto vom damals einflussreichen SPÖ-Politiker mit den Händen in der Luft und dem Text: "Erwin Frühbauer jubelt über unseren Druckfehler auf der Seite 1. In Wirklichkeit heißt es nicht Frühbauer in Haft, sondern in Heft, wo der ÖGB seinerzeit sein Bergbau-Museum hatte."
Für die Faschingszeitung haben sich einige Politiker sogar bereitwillig ihrer Kleider entledigt. Jörg Haider, Karl-Heinz Grasser, Martin Strutz sowie Reinhard Gaugg gleich zwei Mal. Immer wieder posierten Politiker für Inseraten-Parodien. Einmal zeigte die Titelseite Landeshauptmann Christoph Zernatto als Rauchfangkehrer, Landeshauptmann Jörg Haider als Karawanken-Bär und Landeshauptmann Ambrozy als Indianerhäuptling. Sogar Bürgermeister Helmut Manzenreiter jubelte damals in der Villacher Sparkasse, heute die Bank Austria Creditanstalt, als "Dagobert-Manze" in einer Badewanne, vollgefüllt mit Geldscheinen.
Das Faschingswecken
Dokumentiert werden auch die großen Faschingsweckveranstaltungen, wo Tausende Besucher pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr nach der Proklamation mit Krapfen versorgt wurden. Die größten Ansammlungen gab es 1989 in Velden, 1993 in der Wiener Kärntner Straße und 1995 am Neuen Platz in Klagenfurt.
Weiters dokumentiert die Schau alle Kärntner Faschingsbräuche, auf Monitoren werden Ausschnitte aus den Kärntner Faschingssitzungen gezeigt. Auch alle Faschingsorden werden ausgestellt. Als Kurator der Landesausstellung fungiert Villachs langjähriger Gildenkanzler Gernot Bartl, für Stimmung bei der Eröffnung sorgt EU-Bauer Manfred Tisal. Ein Ausstellungskatalog liegt auf.
Faschingstreiben im Mittelalter
Zwei Tage vorher, am 9. November, wird in der Akademie Friesach das Kolloquium über das Faschingstreiben im Mittelalter eröffnet. Dabei gibt es eine Reihe interessanter Vorträge von Historikern sowie anderen Fachleute verschiedener Disziplinen aus Österreich und Deutschland zu Themen wie "Fasching - Fastnacht - Karneval", "Antike Vorläufer des Karnevals", "Fasching als Krisenzeit" oder "Der Narr und der Tod". Damit auch der Humor nicht zu kurz kommt, wurde der Schauspieler Adi Peichl für eine Lesung engagiert. |