Man könnte die Kärntner in zwei Gruppen einteilen: In Faschingsfans und solche, die sich mit ihnen auseinander setzen – sei’s als feindselige Obrigkeit oder als neugierige Wissenschafter wie Johannes Grabmayer (Mittelalter-Professor an der Uni) und Andreas Ahammer (studentischer Mitarbeiter).
Die beiden haben eine hinreißende Geschichte des Kärntner Faschings erarbeitet, die in Reinhard Eberharts Faschingsausstellung ebenso einfließt wie in das „Königreich der Narren“-Kolloquium in Friesach.
Anno 1360, St. Paul: Erste Faschingsurkunde, räumt der St. Veiter Klarissen-Äbtissin das Recht auf eine jährliche vaschanghen (Faschingshenne) ein.
1614, Seeboden: Laut einer Pfarrbeschwerde war ein Fest mit fleischessen und Volsauffen ärger als in der rechten Fastnacht.
1619, Hollenburg: Die Herrschaft lässt drei Kilo Rinderfett kaufen, damit fürs Gesinde Khrapfen gepachen werden.
1653, Seeboden, Treffling: Zwei Wirte müssen je einen Gulden Strafe zahlen, weil sie unerlaubt Faschang Tänz gehalten haben.
1655, Villach-Landskron: Fünf Personen tauchen in einem Gerichtsakt auf, weil sie am Faschungssonntag in dieMaschkerada gangen, also verkleidet umhergezogen sind.
1667, Sommeregg: Einem Opfer wurde so böse zu Spott der Fasching verlesn, dass ihm Haus und Hof abgebrannt seien.
1733, Feistritz/Gailtal: Die Burschenschaft von Unterdorf klagt die von Oberdorf: Man habe Nächbarlich sein wohlen und die Oberdorfer zum Faschingstanz eingeladen, aber die hätten eine Rauferei angezettelt.
1776, Mauthen: Das dort übliche Faschinglaufen gilt als eine sittenverderbliche Sache. Alle Faschingsfeste werden verboten. Wer sich nicht daran hält, muss mit drei Tagen Arrest bei Wasser uns Brot rechnen.
1816, Klagenfurt: Eine Zeitung kündigt für die laufende Faschingssaison 14 Bälle an, außerdem den ersten Kinderball mit eigenem Orchester im Nebensaal.
1848, Klagenfurt: Erste Werbung für einen Maskenverleih, der auch übers Land gegen Einsatz des Werthes ausliefert.
1868, Klagenfurt: Die beliebtesten Verkleidungen (laut einem Artikel): Juden, Zigeuner, Invaliden, Spanier, Gärtner, deutsche Studenten. Es gab sogar Kostüme als Klagenfurter Stadtpfarrthurme und Toilette-Spiegel.
1906, Villach: Premiere des Ausdrucks LeiLei in Hans Tschebulls Gedicht Der Kärntner LeiLei is mast lustig und frei. „LeiLei“ ist ein liebevoller Tölpel, Narr.
1961, Villach: Erste Faschingssitzung der Arbeiterkammer.
1967, Klagenfurt: Der erste Stadtrichter-Faschingsabend platzt – wegen Organisationsfehlern. Villach lacht!
JOCHEN BENDELE |
Exzessiv, subversiv, ganz schön tief:
Narren waren suspekt
„Wir zeigen auch
Faschingszeitung-Werbung
mit Telly Savalas,
Klausjürgen Wussow
und Kurt Krenn“
Reinhard Eberhart,
Museumsdirektor
„Fasching mit seinen
Wurzeln im christlichen
Brauchtum des
Mittelalters ist bis heute
hochinteressant“
Johannes Grabmayer,
Historiker |