wie vollzog sich nun die auseinandersetzung der deutschen siedler mit der ansässigen
slawischen bevölkerung? wie wirkte sich das gesetz des raumes, das einheit
und einheitlichkeit erzwingt, auf die zwei in kärnten wohnenden volksstämme aus?
inwiefern darf man überhaupt angesichts dieser seit altersher bestehenden nationalen
zweiheit von einheit oder zumindest einheitlichkeit sprechen?
dazu wieder
erich nussbaumer: begünstigt durch die zum teil nur dünne besiedlung vollzog sich
die begegnung der beiden völker im kärntner raum durchaus friedlich. es war ein
ruhiger verschmelzungsprozess, ein "langsamer, zwangloser weg der natur", also„ein werk der alles zur reife bringenden zeit", wie urban jarnik, der sich als kärntner
slowene zuerst mit dieser frage befasst hat, bereits 1826 feststellte. aus dem
friedlichen nebeneinander wurde bald eine innige durchdringung der beiden völker.
aber im laufe der jahrhunderte strömten immer wieder neue deutsche siedler ins
land und stärkten wirtschaftlich und kulturell das deutsche element. dem gegenüber
stand die abwanderung slawisch-slowenischer bauernkinder in die deutschen
städte und märkte. die assimilationskraft der deutschen kultur war groß,
ebenso stark die wirtschaftliche machtstellung der deutschen, der einfluss deutscher
verwaltung und deutscher rechtspflege. und trotzdem sprachen die bräuche
der herzogeinsetzung auf dem zollfeld für ein friedliches verhältnis der beiden
volksstämme, saßen deutsche und slowenen einträchtig nebeneinander auf ihren
huben und traten gleichberechtigt als zeugen auf.
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